Denguefieber

Das Krankheitsbild

Denguefieber ist die häufigste Flavivirus-Erkrankung. Sie wird nach ihrem Krankheitsbild auch "Siebentage-" oder "Knochenbrecherfieber" genannt. Denguefieber kommt in den gesamten Tropen und Subtropen vor. Es werden vier Serotypen des Denguevirus unterschieden: Typ 1, 2, 3 und 4. Während in Ostasien und der Karibik alle vier Virustypen vertreten sind, herrschen in Mittelamerika, in den USA und in Ostafrika (Djibouti, Kenia und Mosambik) die Typen 2 und 3 vor. In Westafrika (Nigeria, Elfenbeinküste, Senegal) treten die Typen 1 und 2 auf, und in der Pazifikregion (Polynesien) ist Typ 2 verbreitet.
Denguefieber ist in der Regel eine schmerzhafte Erkrankung mit sattelförmigem Fieberverlauf. Das Krankheitsbild beginnt mit plötzlichem Fieberanstieg sowie Kopf-, Muskel-, Kreuz-, Knochen-, und Gelenkschmerzen ("breakbone fever"). Charakteristisch, aber nicht immer vorhanden, ist ein rötlicher Hautausschlag. Die Patienten erholen sich nur sehr langsam. Selten kommt es zu lebensgefährlichen Blutungen im Magen-Darm-Trakt.

Hämorrhagisches Denguefieber (DHS) bzw. Dengue-Schocksyndrom (DSS) tritt dort auf, wo die Bevölkerung mehreren Virustypen gleichzeitig oder nacheinander ausgesetzt ist. Anscheinend verläuft die Krankheit schwerer, wenn bereits Antikörper gegen Dengueviren vorhanden sind. Bei einer Zweitinfektion werden dann starke Blutungen und/oder ein hypovolämisches Schocksyndrom (Schock durch Verminderung des Blutvolumens) mit Blutgerinnsel in den kleinen Adern beobachtet. Ohne sofortige medizinische Hilfe stirbt etwa die Hälfte dieser Erkrankten. Besonders schwer betroffen sind Kinder unter einem Jahr, die von ihren Müttern Antikörper gegen Dengueviren erhalten haben, sowie Kinder im Alter von drei bis sieben Jahren bei einer Zweitinfektion.

Übertragung

Der Mensch ist Hauptwirt des urbanen Denguefiebers. Hauptvektor ist die Stechmücke Aedes aegypti, aber auch A. albopictus und einige andere Spezies dieser Gattung übertragen das Denguevirus von Mensch zu Mensch. Bestimmte Aedes-Spezies können das Virus auch vertikal weitergeben, ihre Eier werden bei der Ablage infiziert. Zumindest in Südostasien wurde auch ein Dschungelkreislauf zwischen Affen und Stechmücken beobachtet.

Derzeit tritt weltweit wieder eine Reihe von Dengue-Fieber-Ausbrüchen auf. Schon seit einigen Jahren berichten Experten über eine Zunahme der Erkrankung: Unter den etwa 50 Millionen Fällen pro Jahr sind 500.000 Fälle von hämorrhagischen Dengue-Fieber und 12.000 Todesfälle. Zwei Fünftel der Weltbevölkerung sind grundsätzlich gefährdet, an einer Dengue-Fieber Infektion zu erkranken. Die Ursachen dieser Entwicklung sind unter anderem eine zunehmende Überbevölkerung in vielen Tropengebieten und die damit einhergehende steigende Tendenz zur Urbanisierung und Slumbildung. Wichtige Faktoren sind zudem eine rückläufige Kontrolle der Stechmücken, die als Überträger des Virus dienen, sowie der stark zunehmende internationale Verkehr. Hinzu kommen Klimaveränderungen, die tropischen Stechmücken neue Verbreitungsgebiete eröffnen.

Fälle von Denguefieber können sporadisch vorkommen, gefürchtet sind aber vor allem explosionsartige Massenerkrankungen, die oft während oder nach Regenzeiten auftreten. Epidemien treten häufig in periodischen Zyklen von drei bis fünf Jahren auf. Zu Massenerkrankungen kommt es vor allem dann, wenn die nicht-immune Bevölkerung durch Nachwuchs oder Einwanderung erheblich zugenommen hat oder durch Einschleppung eines neuen Virustyps.
In Deutschland werden jährlich etwa 600-800 Fälle von Denguefieber an das RKI gemeldet. Die Hauptinfektions­länder sind beliebte Reiseländer in Süd- und Südost-Asien, sowie Süd- und Mittelamerika. Bei circa sieben Prozent der Tropenreisenden mit durchgemachtem Fieber, konnte serologisch eine Dengue-Fieber-Infektion nachgewiesen werden. Die meisten Infektionen werden in Ostasien (Thailand, Indonesien) erworben.

Dengue-Erkrankungen weltweit

Die Karte zeigt die Fallzahlen per 100.000 Personen zwischen April 2022 und März 2023.

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Behandlung

Bei adäquater Behandlung (ggf. intensivmedizinische Überwachung) kann die Mortalität (Sterberate) auf unter ein Prozent gesenkt werden. Unbehandelt führt eine Denguefieber-Infektion in bis zu 20 Prozent der Fälle zum Tode. Die Dengue-Virusinfektion bewirkt eine lang anhaltende Immunität - vermutlich lebenslange - gegenüber dem Virus-Serotyp, der die Infektion ausgelöst hat. Aufgrund einer Kreuzimmunität besteht ca. 1-2 Jahre Schutz gegen die anderen drei Serotypen. Man kann also maximal bis zu 4-mal am Denguefieber erkranken.

Schutz

Weltweit wird die Kontrolle des Vektors als wichtigste Maßnahme zur Bekämpfung des Dengue-Fiebers angesehen. Seine Brutstätten in Wohnsiedlungen (z. B. offene Wasserbehälter) werden möglichst abgebaut und Moskitonetze eingeführt. Es kommen aber auch großflächig Insektizide zum Einsatz. Reisende können sich vor allem durch Vermeinden von Mückenstichen schützen. Geeignet sind hierbei alle Maßnahmen, die auch zur Malariaprophylaxe empfohlen werden.

Impfung gegen Denguefieber

Ein neuer, im Dezember 2022 zugelassener Impfstoff kann ab vier Jahren geimpft werden, es ist ein Lebendimpfstoff, der abgeschwächte, vermehrungsfähige Viren enthält. Aktuell prüft eine Arbeitsgruppe der Ständigen Impfkommission (STIKO) und der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und globale Gesundheit e. V. (DTG), ob es für diesen Impfstoff eine mögliche Impfempfehlung für Reisende in Dengue-Endemiegebiete geben wird und wie diese sinnvollerweise aussehen könnte.

Wichtig: Lebendimpfstoffe sind generell nicht für alle Personen geeignet. Sie dürfen beispielsweise in der Schwangerschaft und bei Patienten mit einer Immunsuppression nicht gegeben werden.

Wichtiger Hinweis:

Urlauber sollten auch beachten, dass sie bei Fieber, welches kurz nach einem Aufenthalt in den Tropen oder Subtropen auftritt, ohne gesicherte Diagnose keinesfalls Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure ("Aspirin") einsetzen sollten, um das Fieber und eventuelle begleitende Schmerzen zu bekämpfen. Die Einnahme kann lebensgefährliche Folgen haben. Denn bei Vorliegen dieser Viruserkrankung, die mit einer ausgeprägten Thrombozytopenie (Gerinnungsstörung) einhergeht, ruft die Einnahme von Acetylsalicylsäure durch den zusätzlichen Eingriff in das Gerinnungssystem eine hämorrhagische Transformation hervor. Zwar gilt dabei der erste differentialdiagnostische Gedanke einer Malaria, doch falls es sich um Denguefieber handelt, würden die Schmerzmittel die Gefahr innerer Blutungen erhöhen.

Reisende in die Tropen und Sub-Tropen sollten deshalb grundsätzlich auf den Gebrauch von Acetylsalicylsäure (ASS) verzichten und lieber auf Schmerzmittel wie Paracetamol ausgeweichen. Wenn eine Schmerzmitteleinnahme bereits absehbar ist (beispielsweise bei chronischen Schmerzen), sollte in jedem Fall vor Antritt der Reise ein Arzt oder Apotheker um Rat gefragt werden.


Aktualisiert: 02.05.2023

Quellen:

  1. Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e. V. unter https://www.dtg.org/.
  2. Deutsche Günes Kreuz e. V. unter https://dgk.de/impfen-und-infektionen/krankheiten-von-a-bis-z/dengue-fieber.html.
  3. ECDC: Dengue worldwide overview unter https://www.ecdc.europa.eu/en/dengue-monthly.
  4. Robert Koch-Institut: Denguefieber unter https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/D/Dengue/Dengue.html.
  5. Robert Koch-Institut: Stellungnahme der STIKO zum neu-zugelassenen Lebendimpfstoff gegen Dengue (Qdenga) unter https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Reiseimpfung/Lebendimpfstoff_gegen_Dengue_Qdenga.html.
  6. WHO: Dengue and severe dengue unter https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/dengue-and-severe-dengue.