RSV und andere Atemwegsinfekte bei Kindern
Auch wenn SARS-CoV-2 aktuell noch immer das prominenteste Atemwegsvirus ist, sollten die anderen, also die typischerweise in den Herbst und Wintermonaten unter Kindern zirkulierenden Erreger, nicht unterschätzt werden.
Bedingt durch die Corona-Pandemie und die daraus resultierenden Schutzmaßnah-men, wie z. B. verstärkte Hygieneregeln und die Kita- und Schulschließungen, wurden im letzten Winter fast keine Atemwegsinfekte bei Kindern gemeldet. Aktuell, und schon seit dem Spätsommer, werden nicht nur in Deutschland vermehrt Infektionen mit dem respiratorischen Synzytial Virus (kurz RSV) registriert. Dieser Effekt ist nicht nur zeitlich untypisch, die RSV-Fälle verlaufen auch schwerer und häufen sich.
Eine Vielzahl von kinderärztlichen Fachgesellschaften plädiert daher dafür, früher als sonst, nämlich schon ab Anfang Oktober, mit einer RSV-Prophylaxe bei gefährdeten Kindern zu beginnen. Üblicherweise beginnt man mit einer RSV-Prophylaxe im November. Diese besteht aus fünf Antikörper-Gaben (Palivizumab), die sich über fünf Monate erstrecken. Gegebenenfalls sollte die Prophylaxe auch länger fortgeführt werden.
Empfohlene Standardimpfungen können während der Therapie ohne Weiteres und ohne einen besonderen Abstand zu dieser passiven Immunisierung erfolgen, da es sich bei Palivizumab um einen monoklonalen Antikörper handelt. In diesem Medikament sind alle Antikörper identisch, und diese binden gezielt nur die RS-Viren.
Neben den RSV-Fällen beobachten viele Kinderärzte auch einen ungewöhnlichen Anstieg von anderen Erkältungserkrankungen. WissenschaftlerInnen blicken mit Sorge auf diese Situation. Gründe, warum es aktuell zu dieser Häufung der Atemwegsinfekten kommt, sind zum einen die reduzierte Immunität der Kinder, zum anderen der fehlende Nestschutz. Durch die Pandemiemaßnamen fehlten sowohl Kindern als auch Schwangeren Viruskontakte. Die natürliche Auffrischung – der so genannte Boostereffekt – blieb aus.
Kurzinfo RSV:
• RSV steht für das humane respiratorische Synzytial Virus (engl.: Respiratory-Syncytial-Virus; Familie: Pneumoviridae).
• RSV verursacht weltweit jährlich mehr als 30 Millionen Atemwegsinfekte.
• RSV ist weltweit für über 50 000 Todesfälle bei Kindern unter 5 Jahren verantwortlich.
• Die RSV-Saison erstreckt sich üblicherweise von November bis April.
• RSV-Risikopatienten sind Frühgeborene und Kleinkinder unter zwei Jahren mit angeborenen Herzfehlern, chronischen Lungenerkrankungen oder Immunschwächen.
Erstellt: 08.11.2021
Quellen:
- RSV und respiratorische Infekte: Der Virenwinter beginnt schon im Sommer. Dtsch Arztebl 2021; 118(35-36): A-1574 / B-1309.
- Robert Koch-Institut: Einschätzung der aktuellen Situation zur RSV-Aktivität, Epid Bull 2021; 36: 23.
- RKI-Ratgeber www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_RSV.html.
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