So klappt’s: In Leistungssituationen die Nerven behalten
14.5.2019
Gerade, wenn viel auf dem Spiel steht, versagen manchmal die Nerven. Und das, obwohl man gut vorbereitet ist auf die Prüfung, den Wettkampf oder den Vortrag. Fachleute bezeichnen dieses Phänomen als „Choking“.
Nun haben Wissenschaftler einen Trick gefunden, der helfen soll, in einer wichtigen Situation die Nerven zu bewahren. In einem Experiment baten die Forscher Versuchspersonen Aufgaben zu erledigen, die im Hinblick auf Motorik und Koordination anspruchsvoll waren. Haben die Teilnehmer die Herausforderung gemeistert, winkte ihnen Schritt für Schritt mehr Geld als Belohnung. Das aber erhöhte den Druck auf die Probanden – gab es doch immer mehr zu gewinnen und zu verlieren! Erwartungsgemäß kam es mit steigender Bürde häufiger zu „Choking“, dem Versagen unter Druck.
Nun kommt der Trick ins Spiel. Genau genommen handelt es sich dabei um eine Selbstsuggestion. Statt ständig daran zu denken, dass sie die Aufgabe meistern müssen, um die hohe Belohnung zu erhalten, sollten die Probanden sich vorstellen, sie wären bereits im Besitz des Geldes, und würden nun noch dafür arbeiten, es behalten zu dürfen. Der kleine Kniff sorgte dafür, dass die Versuchsteilnehmer häufiger erfolgreich waren.
Wer also eine Prüfung hat, kann sich vorstellen, sie bereits bestanden zu haben. Ein Fußballer sollte beim Elfmeterschießen den Ball schon im Netzt sehen, statt daran zu denken, dass er unbedingt rein muss. Und eine Person, die einen Vortrag hält, kann sich vorstellen, dass alle schon mit Freude zugehört haben. Wer so an die Aufgabe herangeht, hat gute Karten, die Nerven zu behalten.
Hintergrund
Das sogenannte Choking, Versagen in Leistungssituationen, gehört zu den Kernthemen der Sportpsychologie. Experten zufolge werden in Drucksituationen Aufmerksamkeitsprozesse verändert. Dabei richtet sich die Aufmerksamkeit weg vom Ziel der Aufgabe hin zur Bewegungsausführung, wobei technische Details der Bewegung fokussiert werden. Dabei wird die Bewegung aufmerksam kontrolliert. Da aber die Bewegung vorher eintrainiert und daher automatisiert wurde, kann es durch diese aufmerksame Kontrolle zu „Interferenzen“ kommen. Als Folge wird die gut geübte automatisierte Bewegung durch die Kontrolle gestört. Abhilfe schafft demnach eine Intervention, welche die aufmerksame Bewegungskontrolle reduziert und somit ein „Fließenlassen“ der Bewegung erleichtert.
Quellen:
- Spektrum der Wissenschaft vom 30.01.2019: Wie wir unter Druck die Nerven behalten
- Jürgen Beckmann, Peter Gröpel, Felix Ehrlenspiel & Christian Heiss, Technische Universität München: Interventionen zur Leistungsstabilisierung unter Druck; BISp-Jahrbuch Forschungsförderung 2008/09 vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft